Weißdorn statt Mahonie
Wer in seinen Garten Tiere locken und beobachten möchte, sollte auf jeden Fall auf heimische Sträucher zurückgreifen. Sie sind für viele Tiere eine wichtige Nahrungsquelle.
Mönchsgrasmücke (Weibchen) in Brombeerhecke – Foto: NABU/Antje Schultner
Vielfach werden bevorzugt fremdländische Ziergehölze und Nadelbäume gepflanzt, die für die heimische Tierwelt nur von geringem ökologischem Nutzen sind. Zwar werden beispielsweise auch die Blüten der Zwergmispel (Cotoneaster) von Bienen umschwärmt und die Beeren der Mahonie von Amseln gefressen, aber das ist kein Vergleich zu dem überaus reichen Tierleben in einer Hecke aus heimischen Wildsträuchern.
Die Früchte des heimischen Weißdorns werden beispielsweise von 32 Vogelarten gefressen, die des nahverwandten nordamerikanischen Scharlachdorns jedoch nur von zwei Arten. Der heimische Wachholder ernährt sogar 43 Vogelarten, der häufig in Gärten gepflanzte Chinesische Wacholder dagegen nur eine einzige Art.
Ähnliches gilt für Insekten, deren Larven oftmals auf wenige oder gar nur eine einzige Nahrungspflanze spezialisiert sind. Während heimische Wildsträucher ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot für zahlreiche Insekten in allen Entwicklungsstadien bieten, wird man an exotischen Gehölzen in unseren Gärten kaum jemals Fraßspuren von Raupen finden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der beliebte, jedoch nichtheimische Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch – für erwachsene Falter zwar eine sehr begehrte Nektarquelle, als Raupenfutterpflanze aber völlig wertlos. Ohne Raupen wiederum fehlt die Nahrungsgrundlage für Meisen und andere Vögel. Da nützt dann auch der wohlmeinend aufgehängte Nistkasten nichts.
Ebereschenfrüchte (Vogelbeeren) – Foto: Helge May
Dagegen nisten im schützenden Dickicht der Sträucher wie Holunder, Weißdorn oder Pfaffenhütchen gerne viele Vögel wie Heckenbraunelle und Nachtigall. Im Herbst sorgen die bunten Beeren für einen reich gedeckten Tisch: Von Vogelbeere und Schwarzem Holunder ernähren sich beispielsweise jeweils über 60 Vogelarten. Aber auch viele Säugetiere wie Mäuse und selbst Fleischfresser wie Fuchs und Marder naschen gerne an den leckeren Früchten.
Viele gute Gründe also, im Herbst ein paar einzelne Sträucher zu setzen oder eine ganze Hecke aus mehreren Arten anzulegen. Übrigens sind heimische Sträucher anspruchsloser und widerstandsfähiger, auch gegen witterungsbedingte Einflüsse und Schädlinge. Zudem ist für jeden Gartenstandort etwas dabei: Weißdorn und Wildrosen mögen es gerne sonnig, Haselnuss und Pfaffenhütchen genügt ein halbschattiger Standort und die Heckenkirsche gibt sich mit einem schattigen Plätzchen zufrieden. Heimische Sträucher sind aber nicht nur nützlich, sondern sehen auch hübsch aus. Und sie bieten viele Möglichkeiten zur Naturbeobachtung.
Hilfe bietet der NABU mit seinen Broschüren „Gartenlust“ (1,50 €), „Wohnvergnügen“ (1,50 €) und „Vögel im Garten“ (2,50 €). Sie informieren umfassend über den naturnahen Garten und seine Bewohner, geben Beispiele und enthalten sinnvolle Pflanzenlisten. Die Broschüren sind einzeln oder als „Paket“ gegen Einsendung des Betrages in Briefmarken zzgl. 1,45 € Rückporto an den NABU Hamburg, Klaus-Groth-Str. 21, 20535 Hamburg erhältlich. Oder Mo bis Do jeweils von 14 bis 17 Uhr direkt abholen im NABU-Infozentrum (selbe Adresse).
Wildsträucher für naturnahe Gärten
LEGENDE – Wildsträucher | ||
H (m) | Wuchshöhe in Metern | |
L | Lichtansprüche | |
s sonnig hsch halbschattig sch schattig | ||
F | Bodenfeuchte | |
t trocken m mittel f feucht | ||
Bl-Z | Blütezeit (Monate) | |
Frucht | Neben der Fruchtfarbe ist ihre Genießbarkeit bzw. Giftigkeit für den Menschen angegeben. Wenn ensprechende Angaben fehlen, sind die Früchte ungenießbar. | |
– e – eßbar – (e) – gekocht eßbar – g ! – giftig | ||
Fr-Z | Fruchtzeit (Monate) | |
Bes. | Besonderheiten | |
D Strauch mit Dornen oder Stacheln, daher gutes Vogelschutzgehölz V S I Als Nahrungspflanze von herausragendem Wert für Vögel (V), Säugetiere (S) oder Insekten (I). Zwar ist grundsätzlich jeder heimische Wildstrauch wertvoll für viele Kostgänger, doch ernähren die gekennzeichneten Gehölze besonders viele Tierarten. |
Art | H (m) | L | F | Blüte | Bl-Z | Frucht | Fr-Z | Bes. |
Berberitze (Berberis vulgaris) | 1 – 3 | s | t – m | gelb | V – VI | rot – e – | VIII – X | D |
Besenginster (Sarothamnus scoparius) | 1 – 3 | s | t | gelb | V – VI | braun | VIII – X | |
Brombeere (Rubus fruticosus) | 1 – 3 | s – sch | m – f | weiß | VI – III | schwarz – e – | VII – XI | D V,I |
Faulbaum (Rhamnus frangula) | 2 – 3 | – | f | weiß | V – IX | schwarz – g ! – | VII – XI | V,I |
Feldahorn (Acer campestre) | – 151 | s – sch | m | grünlich | V – VI | rötlich- grün | VIII – IX | |
Hainbuche (Carpinus betulus) | – 201 | hsch – sch | m | grünlich rötlich | V – VI | braun | X | |
Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) | 2 – 4 | s – hsch | m | weiß | V – VI | schwarz | VIII – X | |
Hasel (Corylus avellana) | 3 – 5 | – | m | gelb rot | II – III | braun – e – | VIII – X | S,I |
Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) | 2 – 3 | hsch – sch | m | gelblich- weiß | V – VI | rot – g ! – | VI – VII | |
Himbeere (Rubus idaeus) | 1 – 2 | s | m | weiß | V – VIII | rot – e – | VII – IX | D V,S |
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) | 3 – 8 | s – hsch | m | weiß | VI – VII | schwarz – (e) – | VIII – IX | V |
Traubenholunder (Sambucus racemosa) | 3 – 4 | – | m | gelblich | IV – V | rot – (e) – | VI – VIII | V |
Rote Johannisbeere (Ribes rubrum) | – 1 | hsch – sch | m – f | grüngelb | IV – V | rot – e – | VI – VII | V |
Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) | – 1 | hsch – sch | f | grünlich | IV – V | schwarz – e – | VI – VII | |
Kornelkirsche (Cornus mas) | 2 – 5 | s – hsch | t – m | gelb | II – III | rot – e – | VIII – X | |
Kreuzdorn (Rhamnus catharticus) | 2 – 3 | s | t – m | gelblich- grün | V – VI | schwarz – g ! – | IX – XI | D,I |
Liguster (Ligustrum vulgare) | 2 – 3 | s | m | weiß | VI – VII | schwarz – g ! – | VIII – IX | |
Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) | 3 – 4 | – | m | grün | V – VI | rot – g ! – | VIII – X | |
Salweide (Salix caprea) | 3 – 5 | s | m | gelb grün | III – IV | weißlich | VI – VII | I |
Sanddorn (Hippophaë rhamnoides) | – 3 (6) | s | t – m | grünbraun gelbgrün | IV – V | orange | IX – X | D |
Schlehe (Prunus spinosa) | 2 – 3 | s | t | weiß | IV – V | blau – e – | IX – X | D S,I |
Art | H (m) | L | F | Blüte | Bl-Z | Frucht | Fr-Z | Bes. |
Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus) | 3 – 5 | – | f | weiß | V – VI | rot – g ! – | IX – X | |
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) | 2 – 5 | s | t – m | weiß | V – VI | schwarz – g ! – | VIII – IX | |
Traubenkirsche (Prunus padus) | – 8 (15) | s – hsch | f | weiß | V – VI | schwarz- rot – e – | VII – VIII | |
Vogelbeere (Sorbus aucuparia) | 3 – 8 (15) | s – hsch | t – m | weiß | V – VI | rot – (e) – | VIII – X | V,S |
Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna) | 3 – 5 | s | t – m | weiß | V – VI | rot – e – | IX – X | D V,S,I |
Zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus laevigata) | 3 – 5 | s – hsch | m | weiß | V – VI | rot – e – | IX – X | D V,S,I |
Wildapfel (Malus sylvestris) | 3 – 5 (8) | s | t – m | weiß | V – VI | grüngelb – e – | ab IX | S |
Wildbirne (Pyrus pyraster) | 3 – 8 | s – hsch | t | weiß | IV – V | grüngelb – e – | ab IX | S |
Wildrosen (Rosa spec.)2 | 1 – 3 | s | t | rosa weiß | VI – II | rot – e – | VIII – XI | D,I |